Rückschau Liebfrauenberg 2019

Am ersten Wochenende im Juli trafen sich Lyrikerinnen und Lyriker zum siebten Mal auf dem Château du Liebfrauenberg im Nordelsass zu einem Workshop. In diesem Jahr stand das Seminar unter dem Thema brücken und brüche – Schreibsituationen. Wir haben uns wie Fledermäuse zwischen Brückentage gehängt, mit dem Pontifex Maximus gespeist und Versbrücken gebaut.

Liebfrauenberg

Vom Bruch im tatsächlichen Sinne
Durch kleine Tricks (das Brechen eines Keksriegels, des Brotes) können wir die Wahrnehmung verändern und dadurch Ungewöhnliches entdecken.
Wenn wir sinnlich schreiben, ziehen wir den Leser automatisch in die Verse hinein. Kreativität entsteht nicht im Kopf, sondern “im Bauch”, in den Fingerspitzen, den Ohren, der Nase, auf der Zunge – natürlich auch mit dem Auge. Süß ist sie auf jeden Fall! … in allen himmelsrichtungen bröselt es / knochentrocken  und frei von / die spucke badet nackt

Liebfrauenberg Wald

Brücken – Bauwerke und Pfade
Mit leichtem Schritt haben wir Flusstäler überwunden und unbeschriebene Blätter. Und auch ein Pfad kann eine Brücke sein … während … jahre sich um seile schlingen
Hirte, o Eiffelturm, die Herde / der Brücken blökt heute morgen. (Guillaume Apollinaire)

2CV Rolldach

Brücken und Brüche im übertragenen Sinne – oder – Risiko und Idiotie (Monika Rinck)
Wie meinen wir das Ungesagte und stellen es dar? Zum “Verständnis” eines Gedichts gehört nicht nur das, was es sagt, sondern auch das, was es nicht sagt. Es geht darum, ein Risiko einzugehen: seine Latzhose verrostet wie ein letzter Wille

Biene

Brücken und Brüche – Überdichten
“Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein” (Andreas Gryphius)
Beim Überdichten entdecken wir Leerstellen und Brüche. Als Wegelagerer lauern wir der Sprache auf: Mutter leckt die letzte Hostie aufdie Engel sind die Nutztiere des Himmels

Fotos: ©Wolfgang Haenle

[Kursivsetzungen aus Gedichten der Teilnehmer*innen; ©bei den Teilnehmer*innen]

Seminarimpressionen (Fotos: ©Wolfgang Haenle)